Tag 9: Jodpur und die Bishnoi

Sonnenaufgang in der Thar

Es ist ja nur ein Höhenunterschied von ca. 25 Metern, der bis zum Gipfel der Düne zu bewältigen ist, aber der Aufstieg bringt mich morgens um kurz vor sechs schon ganz schön zum Japsen. Oben finde ich dann natürlich auch schon zwei Damen aus der Gruppe vor, die den Moment ebenfalls auf Speicherkarte bannen möchten. Es ist leider etwas diesig und dauert auch relativ lange, ehe die Sonne dann am Horizont erscheint, aber der Blick hat sich dennoch gelohnt.

Meine Spuren im Sand…
Der Mond ist auch noch da.
Wüstengras.
Da schimmert schon mal was am Horizont.
Da kommt sie – ja also eigentlich ja nicht.
Ich meine ist ja ein Stern und bewegt sich nicht. Also außer dass sie sich dreht. Ihr wisst schon…
Der macht die Meter :-).
Nach dem Abstieg sind die Schuhe voll mit Sand.

Um 8 Uhr ist die Abfahrt angesetzt, also jetzt Gas geben und die Tasche packen, die scheinbar immer voller wird. Ich habe eigentlich bis auf ein paar Postkarten nichts gekauft, aber es wandern natürlich Sachen von sauber nach schmutzig und sind nicht mehr so effektiv gepackt. Egal, zum Ende muss ich mir noch mal extra viel Mühe geben.

Jodpur mit Festung und Grabmal

Heute fahren wir nicht so weit und erreichen bald die blaue Stadt Jodhpur, wo wir das Fort Mehrangarh besichtigen, dass die Stadt auf einem 123 Meter hohen Felsen überragt. Die Region ist bekannt für ihre Steinbrüche, in denen viel Sandstein gefördert wird, der in ganz Indien verbaut wird. Das hat auch Einfluss auf den Baustil, da hier eben nicht mit Ziegeln gebaut, sondern mit dem lokalen Stein, dessen sichtbare Seite nicht geglättet wird, was den Häusern natürlich einen ganz anderen Look gibt.

Auf dem Weg passieren wir eine Stelle, wo Frauen Sand holen, während die Wasserbüffel ein Bad nehmen.
Auch die Kinder werden schon eingespannt.
Ein Baby!

Wieder finden sich hier viele Steinarbeiten mit rotem Sandstein, die wahre Meisterleistungen der Steinmetzkunst darstellen. 1952 wurde hier der letzte König gekrönt und dieser lebt auch noch. Wie viele der ehemaligen Herrscher hat auch er das Fort zum Museum gemacht und lebt irgendwo anders in Indien.

Ich bin sehr froh, dass wir keine Kappe als Gruppenkennzeichen bekommen haben.
Es ist ganz schön hoch.
Coole Bauweise.
Balkonien – oder wie einem manchmal einfach keine Bildunterschrift einfällt.
Es ist ein Modell und es sieht gut aus… (Ohrwurmalarm!)
Man beachte die unterschiedlichen Reittiere – einer hat scheinbar einen Fisch…
Wenn’s mal Stress mit den Nachbarn gab.
Jodpur – die blaue Stadt.
Hier sieht es dann schon nicht mehr so blau aus.
Unterschiedlicher Sandstein.
Goldiges Deckchen!
Ich glaube das war das Wohnzimmer …
… und das ist ganz sicher der Raum für Kabinettsitzungen.
Wenn mal Krönung war, wurde das hier gemacht, zuletzt 1952.
Der beste Reiseleiter von allen mit Turban. Sollte er öfter tragen.
Kurze Erläuterung zum Thema Sänften.
Und da haben wir schon eine mit Spiegeln und Schirm. Diese wurde allerdings von einem Elefanten getragen.

Stop Nummer zwei an diesem Tag ist das Grabmal Jaswant Thada für den Maharaja Jaswant Sing II, dass seine Frau errichten ließ, weil ihr die Gedenkstätte, die die Kinder sich vorgestellt hatten doch deutlich zu klein vorkam. Nach und nach wurden dann noch andere Familienmitglieder hier beigesetzt und ein kleiner Park gebaut, was das ganze zu einer schönen Anlage macht. Es ist nun allerdings Mittagszeit und ich schätze, dass wir mit der Temperatur nun auch bei 40+ Grad angekommen sind.

Manchmal ist da mehr Wasser drin. Im Hintergrund das Grabmal.
Schön geworden – und nicht so mickrig.
Außenplätze für die bucklige Verwandtschaft.
Hier im Vordergrund eine VIP-Ruhestätte.
Ich mag ja gerne diese Perspektive.
Seiteneingang.
Die Seerose war hinter ein Netz gesperrt.

Kaufen!

Nach dem Mittagessen besuchen wir einen Fabrikverkauf für Textilien. Der Händler produziert für die besten und teuersten Modehäuser in Frankreich und Italien und hat wirklich sehr gute Stoffe im Angebot. Nach einem ersten Teil mit den „billigen“ Sachen kommt der zweite (wie ja irgendwie immer), in dem wir nicht mehr fotografieren dürfen, weil er uns nun die Sachen zeigt, die er z.B. an Hermes oder Gutschi verkauft. Ein Schal, den wir hier für 180 Euro kaufen können, wird in Frankreich dann für über 4.000 über den Tresen gehen. Sagt er zumindest. Bei so was bin ich ja eher raus, aber der Verkäufer präsentiert hervorragend und kommt auf seinen Umsatz. Frei nach dem Motto: „Wenn Du nie was kaufst, kannst Du nie was sparn“ schlagen einige Teilnehmer kräftig zu. Ich habe sehr spontan einen Patchwork-Decke mit einem Elefanten gekauft, die ich mir an die Wand hängen werde.

Leider erst Stunden später fällt mir die Frage ein, unter welchen Bedingungen produziert wird und welchen Lohn die Näherinnen erhalten. Wahrscheinlich hätte er eine befriedigende und vielleicht auch wahre Antwort gehabt. Ich bin bei Schals und Tüchern raus, .
Ansonsten hätte man auch noch locker 1.000 Figuren von Göttern und weiteren Schnickschnack kaufen können, ohne dass deren Fehlen im Lagerhaus weiter aufgefallen wäre.

Bishnoi und Opium

Kurz ins Hotel und dann eigentlich auch schon wieder rein in den Jeep zum nächsten Programmpunkt.
Wir besuchen die Bishnoi, ein Volk, dass seit mehr als 500 Jahren in der Wüste Thar lebt und die Natur in den Mittelpunkt ihres Lebens stellt. Bishnoi bedeutet 29 und es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass es genau die gleiche Anzahl an Regeln der Gemeinschaft gibt. Sie leben im Einklang mit der Natur und befolgen strikt die Regeln des Guru Jambheshwar. Eine der Regeln ist, keine Tiere, seien sie auch noch so klein, zu töten und daher sind für die Bishnoi auch Erdpflanzen wie z.B. Kartoffeln tabu, denn bei der Ernte werden womöglich Würmer mit aus der Erde gerissen und dadurch getötet. Daher wirft man auch totes Holz oder Dung vor dem Entzünden fest auf den Boden um darauf sitzende Tiere zu entfernen. „Fälle niemals einen Baum“ ist eine weitere Regel. Ich finde „Denke, bevor Du sprichst“ auch ganz schön. Wer weitere Info sucht, möge z.B. hier nach „Opiumzeremonie Bishnoi“ suchen um weiterführende Berichte zu finden.

Sieht nicht direkt so aus, ist aber ein Stall.
Das ist ein Silo.
Und hier trocknet Getreide.
Jai vor dem Neembaum.

Die Bishnoi leben in Häusern, die aus Lehm, Stroh, Kuhmist gebaut und mit Stroh gedeckt werden. Geheizt wird mit Kuh- und Ziegenmist oder mit totem Holz, dass gesammelt wird. Wir können uns einen Einblick in das Leben der Menschen verschaffen und Jai zeigt uns nebenbei noch, wie Zahnpflege mit einem Ast des Neembaumes funktioniert. Der Baum ist aber noch wesentlich vielseitiger und seine Bestandteile werden in allen möglichen Bereichen inklusive der Medizin mit Erfolg eingesetzt. Trotz umfangreicher wissenschaftlicher Studien sind die Bestandteile und Wirkung noch nicht alle erforscht. Der Baum kommt auch mit langer Trockenheit klar und seine verschiedenen Bestandteile wie Früchte, Öl aus den Samen, Blätter, Rinde werden unter anderem als Insektizid, Fungizid, Pestizid, Spermizid sowie als Futter- und Düngemittel eingesetzt. Lest gerne den verlinkten Artikel auf Wikipedia. Wer bei einschlägigen Verkaufsplattformen, die ich hier nicht verlinken möchte, den Begriff Neem eingibt, wird eine große Variation von Produkten finden.

Nach diesem Besuch ziehen wir weiter in ein Dorf, wo gerne und häufig vor allen Dingen von älteren Menschen Opium in flüssiger Form konsumiert wird. In der Nähe wird unter staatlicher Aufsicht Opium zur Produktion von Arzneimitteln angebaut und ab und an fällt wohl mal ein Kilo irgendwo vom LKW…

Wir nehmen an einer Opiumzeremonie (Amale) zu Ehren des Guru Jambheshwar teil. Eine der 29 Regeln lautet übrigens, „Du sollst keinen Alkohol trinken und weder Tabak noch Opium rauchen„, aber die Kombination Opium trinken ist nicht geregelt. Und so zeigt uns einer der Ältesten des Dorfes, wie der Stoff in Wasser gelöst, gefiltert und dann getrunken wird. Wir dürfen natürlich auch probieren. Ich habe allerdings den Verdacht, dass sie da Opium in unserer Mischung durch irgendein Gewürz ersetzt haben…

Man weiht uns bereitwillig in die Kunst des Opiumtrinkens ein.

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