Ich bin noch einen Bericht zu unserem Besuch bei den Patenkindern schuldig.
Eins vorweg – es war ein tolles Erlebnis, das ich jedem nur empfehlen kann.
Ich hatte mir im Vorfeld ziemlich viele Fragen dazu gestellt und nur wenige beantworten können.
Als ich noch in Deutschland war, rief mich eine Plan-Mitarbeiterin an und wir konnten ein paar Fragen und den Ablauf grob klären.
Das Programm sieht ja zunächst den Besuch der Schule und einer 9. Klasse vor und danach wird das Treffen stattfinden im Rahmen von einem gemeinsamen Essen und verschiedenen Vorführungen.
Ich fange mal von vorne an. Wir waren superpünktlich um 10 an der Schule und wurden von 285! Schülern sowie den Lehrern und Plan-Mitarbeitern erwartet.
Ein langes Spalier, durch das wir gehen durften und jeder von uns bekam einen selbstgebastelten Halsschmuck.
Großes Kino!
In den Gesichtern der Kinder und Jugendlichen waren alle Gemütsregungen zu finden:
Viel Neugier, Zurückhaltung, Freude, Respekt, Fröhlichkeit, … für die war es natürlich auch sehr spannend und etwas Besonderes.
Für mich war immer die Frage, ob nicht Kimsean, mein Patenkind unter ihnen war und ich sie womöglich nicht erkennen würde.
Meine letzte Information war, dass sie die Schule beendet hat, weil sie die Familie unterstützen muss, aber irgendwie hoffte ich ein wenig, das sich das nochmal geändert hätte und sie wieder zur Schule gehen würde.
Wie dem auch sei, wir wurden herzlich begrüßt und bekamen ein paar Informationen über die Schule, die Region und die Zusammenarbeit mit Plan.
Danach wurde unsere Gruppe aufgeteilt und ich besuchte mit ein paar anderen Teilnehmern eine 9. Klasse mit etwa 80 Schülern.
Wo Deutschland liegt war einigen noch klar, aber das war es auch schon. Wir hatten eine Deutschlandkarte zu bieten und jeder stellte sich kurz vor, woher er kommt, was er macht etc.
Fragen kamen zu den Städten in Deutschland, den Nachbarländern, dem Klima. Es wurde in Khmer übersetzt – leider ist es bei weitem nicht so, dass Englisch in der Schule ausreichend gelehrt und gesprochen wird.
Wie auch – die Schule hat auch nur 4 Lehrer, was die Sache natürlich nicht erleichtert…
Wir hatten am Vortag noch einen Markt geplündert und diverse Geschenke besorgt, die wir jetzt an den Mann und die Frau brachten.
Ich hatte aus Deutschland ein Eckolo-Spiel mitgebracht. Die Mädels in der ersten Reihe haben es schnell verstanden und ich hoffe es findet rege Nutzung.
Nun wurde es ernst – mittlerweile war klar, dass die Patenkinder auch angekommen waren und sicher genau so gespannt und nervös wie wir waren.
Also los – da hinten muss sie ja irgendwo sein – noch ehe ich richtig schauen konnte, war ich auch schon gefunden worden. Klar irgendwie…
Ich hatte im Rahmen meiner Vorbereitung auf der Plan-Seite zwei Berichte über Besuche des Patenkinds in Kambodscha gelesen. Berührungen zur Begrüßung sind nicht üblich und das wurde auch in diesem Bericht so beschrieben. Also erst mal ganz vorsichtig traditionell begrüßen und die Haltung bewahren.
Kimsean hatte die ganze Familie dabei: Mutter, Oma, zwei Schwestern und einen kleinen Bruder.
Wir standen uns noch etwas unbeholfen gegenüber, als ihre Mutter etwas sagte (Wahrscheinlich „Trau dich“ oder „los jetzt“) und Kimsean mich daraufhin umarmte und ziemlich fest und lange drückte.
Ohne Worte …
Mir wurde ein Seidenschal überreicht und direkt um den Hals gehängt sowie eine Geschenktüte überreicht, die ich zunächst einfach als Verpackung zum Schal interpretierte.
Das Eis war gebrochen – die Dolmetscherin von Plan (eine nette Plan-Mitarbeiterin, die üblicherweise in der Finanzabteilung arbeitet) half uns bei der Konversation.
Ich hatte natürlich auch einige Geschenke (z.B. Kleinigkeiten von Pylones) dabei – aber ein kleines Fotoalbum mit Bildern von Kimsean, mir und meiner Familie, der Eifel und Köln kam am Besten an.
Insbesondere die alten Fotos von Ihr sorgten für Freude am Tisch. Eine Hose, die eine Teilnehmerin für sie ausgesucht hatte, wurde sofort anprobiert und für gut befunden.
Einen großen Teil der Unterhaltung hat dann die Mutter übernommen – wir tauschten uns aus über Alltag, Arbeit, Schule und wie sie die Familie über Wasser hält. Sie hat eine Arbeit in Siem Reap und bleibt dort über die Woche.
Kimsean muss mithelfen – aber wann immer es geht, soll sie auf jeden Fall weiter lernen, vor allem Englisch. Ich hoffe es wird was. Da sie am 15. März 18 18 wird (nein – kein Tippfehler) und damit aus dem Patenprogramm ausscheidet, werde ich kurzfristig über Plan aktiv werden müssen, um herauszufinden, wie ich dennoch unterstützen bzw. in Kontakt bleiben kann.
Wir unterhalten uns, aber viele Fragen, die ich hatte sind grade nicht mehr da. Nebenbei essen wir gemeinsam zu Mittag
Die Schüler tragen etwas vor, wir zeigen wie man in Deutschland tanzt, singen „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ und im Kanon auch noch „Bruder Jakob“.
Ein Highlight ist der traditionell kambodschanische Tanz, der wunderschön anzuschauen ist.
Nach dem Essen weist die Mutter darauf hin, ich solle doch mal in die Geschenktüte schauen, die ich für Verpackung für den Schal hielt. Mache ich – und bin echt von den Socken.
Ein offensichtlich schon recht altes, von Kimsean gemachtes Stickbild kommt zum Vorschein, eine Uhr mit ihrem Namen in der Mitte und daneben ein Paar mit Sonnenschirm und Lotusblüte.
Es sieht so aus, als hätte es heute morgen noch irgendwo an einer Wand gehangen. Für mich hat es eine ganz tiefe Bedeutung, ich werde es rahmen und bei mir zu Hause aufhängen.
Leider wird es dann auch schon wieder Zeit, Lebewohl zu sagen – ich möchte wieder kommen und werde hoffentlich eine Möglichkeit finden, sie dann auch zu treffen.
Zunächst fahren die Kinder mit ihren Familien ab, eine herzliche Umarmung und dann ist es auch vorbei.
Wir machen noch eine kurze Abschlußbesprechung, um Feedback auch an Plan Kambodscha zu geben und fahren dann auch zurück zum Hotel.
Hier noch ein paar Bilder – Ihr wisst schon…
Klasse beschrieben und schöne Fotos. Genauso war es. Hab auch gerade im Moment der Begrüßung von unserem Tisch zu euch rübergeschaut. Echt berührend.
Ich hatte, während ich noch auf das Wiederauffinden meiner Patenkindmama warten musste die Gelegenheit, Deine Begrüßungszene vom Nachbartisch aus zu beobachten und muss zugeben, dass sie wirklich sehr, sehr berührend war. Im Hintergrund sah ich eine Mitarbeiterin Plan Deutschlands, die sich ebenfalls ganz verstohlen, Pipi aus den Augen wischte. Unglaublich, wie nah man sich kommt, auch wenn der Kontakt nur ein brieflicher ist.
… sogar aus der Ferne sehr berührend! Danke…