Om Banna-Tempel für eine Royal Enfield
Es gab einen Unfall am 2.12.1991 auf der Barmer Pali Route von Rohat nach Pali. Zunächst mal eigentlich nichts Ungewöhnliches, wenn man den Straßenverkehr in Indien ein bisschen kennt. Leider ging dieser Unfall nicht glimpflich sondern tödlich aus für Om Banna, den Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns. Er verlor die Kontrolle über seine Royal Enfield und war sofort tot. Die Polizei beschlagnahmte das Motorrad zur Untersuchung und brachte es auf die örtliche Polizeistation. Am nächsten Morgen war das Motorrad von dort verschwunden und wurde kurze Zeit später wieder am Unfallort gefunden. Das ganze nochmal, zur Sicherheit leerte man den Tank und schloss den Raum ab, aber – wer hätte es gedacht – am nächsten Morgen war das Gefährt wieder an der Unfallstelle. So die Geschichte, die uns Jai erzählt hat. Die Folge war der Bau eines kleinen Tempels an der Unfallstelle, in dem man heute dem heiligen Motorrad Opfer bringt und an dem man auf jeden Fall anhalten soll, wenn man daran vorbei kommt. Denn sonst steht die Reise unter keinem guten Stern. Heute kann ich sagen: Hat funktioniert!
Hochzeit im „kleinen“ Stil
In dem Hotel, in dem wir zu Mittag essen wollen, ist grade Hochzeit angesagt. Vor der Auffahrt zum Hotel stehen ein paar (ca. 250) Leute, ein bisschen (Soundblaster-Auto)-Musik und der Bräutigam wartet (auf einem weißen Pferd) darauf, dass die Menschenmenge sich zum Eingang bewegt, wo die restliche Familie bereits unterm Baldachin wartet, um ihn in Empfang zu nehmen. Video- und Fotoaufnahmen mit Profi-Ausstattung, natürlich auch eine Drohne – wir schauen ein paar Minuten zu und gehen dann Richtung Eingang, wo wir sofort zu einem Gruppenbild mit den Gastgebern „verhaftet“ werden. Scheint dann doch eine etwas größere Familie zu sein, denn es gibt eine eigene Rezeption nur für die Teilnehmer der Hochzeit. Jai würde uns gerne auch die Braut präsentieren, aber sie ist noch in der Maske und macht die Tür einfach nicht auf… So gehen wir zunächst zum Essen und können danach noch einen Blick auf die Braut werfen. Als wir das Hotel verlassen, wird gerade die Bühne im Garten aufgebaut – wurde bestimmt noch eine schöne Party.
Die andere Art Hochzeit zu feiern haben wir heute ebenfalls kurz im Vorbeifahren gesehen. Die Leute, die nicht so viel Geld haben, feiern nämlich mit vielen anderen Paaren zusammen ihre Hochzeit und teilen sich dabei die Kosten. Es wird sowieso immer zu viel gemacht. Finde ich eine gute Idee.
Jain-Tempel in Ranakpur
Wir fahren übrigens zwischenzeitlich durch das Aravalli-Gebirge, in dem viel Bergbau betrieben wird und in dem die Straßen nun zeitweise recht schmal werden und die Überholmanöver mit dem Bus noch ein bisschen spannender. Karan, unser Fahrer und Neeraj, der Beifahrer haben aber alles im Griff und es gab keine Situation, wo ich mich wirklich unsicher gefühlt hätte. Wir kommen zu dem wohl am aufwendigsten gestalteten Tempel, dem Adinatha-Tempel in Ranakpur. Auf einer Grundfläche von 66 x 68 Metern befinden sich hier 1.444 Säulen, alle filigran und aufwendig gestaltet. Eine davon steht schief und das soll auch so sein, um zu zeigen, dass nichts auf dieser Welt perfekt ist. Der Tempel besteht komplett aus Marmor, mittendrin steht ein Baum und es gibt ganz viele Figuren und Verzierungen. Es ist untersagt, innerhalb des Tempels Erläuterungen zu geben und so bekommen wird diese von Jai bevor wir den Tempel betreten und können uns dann selbst umschauen. Sehr eindrucksvoll, auch wenn man natürlich langsam aber sicher immer mal wieder Ähnlichkeiten entdeckt.
Das Schloßhotel Deogarh Mahal
Am späten Nachmittag erreichen wir nach einem kurzen Stop auf einem kleinen Markt, Deogarh, wo wir vom Bus auf kleinere Fahrzeuge umsteigen müssen, um das Hotel in der „Oberstadt“ zu erreichen.
Das Hotel hat eine wunderschöne Lage mit vielen Zimmern, kleinen Treppen und Innenhöfen und vielen Möglichkeiten, sich zu verlaufen. Wir hatten einen Geburtstag zu feiern und bevölkerten daher nach dem Abendessen noch die Bar, wo der Kellner nicht so wirklich mit uns gerechnet hatte und sichtlich überfordert war. Vor allen Dingen brauchte es einige Anläufe zu verstehen, dass ein Teilnehmer alle Getränke bezahlen wollte. Kommt scheinbar nicht so oft vor. Er hat es am Ende ganz gut verkraftet 🙂 und wir sind dann auch nach diesem Getränk auf unsere Zimmer verschwunden. Auch wenn die Abfahrt am nächsten Tag nicht ganz so früh war, musste ich früh aufstehen, da ich um Acht einen Termin zum Durchkneten hatte….