Der Township von Swakopmund

Ich bin ehrlich – ich wäre gern am Strand sitzen geblieben und hätte die Cultural-Tour abgesagt. In einer Zweiergruppe ist das Verstecken in der Gruppe annähernd unmöglich…

Aber der Reihe nach. Wir werden von einem Guide am Hotel abgeholt und wir fahren in den Teil von Swakopmund, wo wahrscheinlich 70% der Bevölkerung der Stadt leben. Früher gab es eine strikte Trennung der Stämme, aber diese ist seit einigen Jahren aufgehoben und jeder kann leben, wo er will und es sich leisten kann.
Station 1 ist ein kleiner Markt direkt an der Straße, wo Lebensmittel und Kleider verkauft werden. Gegenüber wird gekocht und gegessen. Es gibt Fettgebäck und Fleisch, dass unter strengsten hygienischen Anforderungen, die alle nicht eingehalten werden, zubereitet wird. Man nimmt sich einfach ein Stück Fleisch, tunkt es in Soße und Gewürze und isst es. Je nach Menge wird dann gezahlt. Ich habe ja einiges ausprobiert, aber das war mir dann doch zu heftig.  Außerdem waren wir eh satt…

Station 2 war das Haus einer Herero-Familie. Es ist klein und wir bekommen nur das Wohnzimmer zu sehen, aber das ist für die Verhältnisse im Township sehr gut mit Sofa, Sessel und Fernseher eingerichtet.
Marla, die uns in Herero -Tracht empfängt, erzählt uns in sehr schnellem Englisch die Geschichte von Himba und Herero. Das hat sie sicher schon einige Male gemacht. Ganz simpel zusammengefasst kann man sagen, dass es ursprünglich ein Stamm war, der sich dann in Himba und Herero geteilt hat, weil die Briten verlangt haben, bei der Arbeit Kleider zu tragen.
Daraufhin spaltete sich das Volk in Herero, die nun Kleider trugen und Himba, die auch heute noch nur Lendenschurz und Haarschmuck tragen und deren Körperpflege darin besteht, sich zum Schutz gegen die Sonne mit einer fettigen Creme einzureiben. Wer mehr wissen will, folge bitte den Links.

Marla ist 29 Jahre alt, hat studiert, ist aber arbeitslos. Sie nimmt zur Zeit jeden Job an um sich und die Familie über Wasser zu halten. Wir stellen uns auch kurz vor, erzählen ein bisschen von Deutschland, stellen ein paar Fragen und kaufen einige selbstgemachte Souvenirs, um sie zu unterstützen.

Station 3 führt und zu einer Selbsthilfegruppe, die uns die Klicks näher bringt und ins zeigt, was sie zugunsten der Gemeinschaft produzieren und uns verkaufen. Wir kaufen einen weiteren Topfuntersetzer und einige Armbänder.

Station 4 ist ein Imbiss, wo wir traditionelles Essen (Spinat, Würmer, Fladenbrot, Maisbrei und Fleisch) serviert bekommen und traditionell mit den Fingern essen. Vorteil beim Essen mit den Fingern ist, dass man sich am heißen Brei nicht den Mund, sondern die Finger verbrennt … Details.
Wir essen auch hier nicht so viel, sondern probieren nur.
Zum Abschluss singt uns eine 4-köpfige Acapella-Gruppe noch zwei Lieder (The lion sleeps tonight). Tolle Stimmen. Ich kaufe eine CD – Bin mal gespannt, wie die so ist.

Das Leben in diesem Viertel in dem es nichts Grünes gibt, die meisten Leute in Wellblechhütten leben und sich mit dem Verkauf von Früchten oder Dienstleistungen (Autowäsche, Frisör, Essen) über Wasser halten, ist für uns kaum vorstellbar. Dennoch sehen wir viel Freundlichkeit und vor allem ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Unser Guide erzählt uns, dass hier jeder jeden kennt und Fremde sofort auffallen. Trotzdem könne man als Weißer dort auch alleine hingehen, solange man ein Ziel hat und bitte auch nach diesem fragt. Ich kann mir das vorstellen, aber muss es nicht unbedingt ausprobieren.

Wir fahren ins Hotel zurück, um eine Erfahrung, die ich jetzt doch nicht missen möchte, reicher und der Gewissheit, mit unseren Einkäufen wenigstens ein bisschen geholfen zu haben.

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